Info-Veranstaltung zu NFDI am 25.4. 10Uhr

Info-Veranstaltung zu NFDI am 25.4. 10Uhr

Liebe Kolleg:innen,

die Deutsche Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft (DGEKW) und die Deutsche Gesellschaft Sozial- und Kulturanthropologie (DGSKA) laden ihre Mitglieder und Interessierte herzlich zu einer zweiten digitalen Gesprächsrunde mit den Konsortien der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) am Donnerstag, 25. April 2024 von 10:00 bis 12:00 Uhr ein.

Im Juni 2022 hatten wir bereits eine erste Informationsveranstaltung für Interessierte aus unseren Fächern organisiert. Es hat sich mittlerweile einiges getan und es sind neue Konsortien hinzugekommen. Daher stellen sich folgende Fragen:

  • Wie ist der aktuelle Stand in den Konsortien Text+, KonsortSWD und NFDI4Culture? 
  • Welche Erfahrungen gibt es und wurden entstehende Services mit direktem Bezug zur Empirischen Kulturwissenschaft sowie der Sozial- und Kulturanthropologie entwickelt?
  • Was sind und was tun die neuen Konsortien NFDI4Memory und NFDI4Objects?
  • Und welches Potenzial haben sie für unsere Fächer?

Mit der NFDI sollen bestehende digitale Infrastrukturen und Datensammlungen vernetzt, nachhaltiges Forschungsdatenmanagement etabliert und Services für den Umgang mit Forschungsdaten und Forschungsdatenarchivierung weiter entwickelt werden. Dazu werden im Wettbewerbsverfahren sog. Konsortien gefördert, die sich vor allem entlang der Fächer bzw. Fachgruppen organisieren. In diesem Sinne sind die Arbeit fachlich naher NFDI-Konsortien – welche durch die DGEKW und DGSKA in Teilen bereits in der Antragsphase mit Letters of Support unterstützt wurden – und die dort verhandelten Prozesse und Standards für unsere Fächer relevant:

NFDI4Memory Konsortium für historisch arbeitende Geisteswissenschaften
NFDI4Objects Forschungsdateninfrastruktur für die materiellen Hinterlassenschaften der Menschheitsgeschichte
KonsortSWD Konsortium für Daten der Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und
Wirtschaftswissenschaften à Vorstellung von  Qualidata Network
NFDI4Culture Konsortium für Forschungsdaten materieller und immaterieller Kulturgüter
Text+ Konsortium für text- und sprachbasierte Forschungsdaten à Vorstellung der Beria Collection im Spracharchiv Köln: Erweiterung, Überarbeitung und
Auswertung der Datensammlung einer unterbeschriebenen afrikanischen Sprache

Mit ethnografischen und qualitativen, aber auch historischen Materialien können unsere Fächer Besonderheiten und ein vielfältiges Spektrum an Daten in die Arbeit der Konsortien einbringen. Gleichzeitig haben wir spezifische Bedürfnisse, die wir im Prozess artikulieren sollten, damit sie berücksichtigt werden.

Mit dieser Veranstaltung möchten wir den weiteren Austausch mit den Konsortien und den gegenseitigen Kenntnisstand befördern sowie die Vernetzung verbessern. Wir haben die Konsortien gebeten, Einblicke in ihre Ausrichtung, Ziele und konkreten Arbeiten zu geben und von ihren Erfahrungen zu berichten. Der Schwerpunkt liegt dann auf Rückfragen und einer gemeinsamen Diskussion darüber, wie und in welchen Formen und Formaten Austausch und Zusammenarbeit künftig ausgestaltet werden können.

Stellungnahme des Vorstands zur Wissenschaftsfreiheit in Deutschland

12.2.2024

*** English version ***

***Pour la version française, visitez le blog Academia***

Als Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie (DGSKA) beobachten wir mit großer Sorge, dass sich in Deutschland arbeitende Wissenschaftler:innen immer stärker in der Wahrnehmung ihrer Grundrechte der Wissenschafts- und Meinungsfreiheit eingeschränkt sehen. Forschung und internationaler akademischer Austausch drohen umfassend beeinträchtigt zu werden, wenn unterschiedlich positionierte und international arbeitende Spitzenforscher:innen vermittelt bekommen, dass sie ihrer Arbeit in Deutschland nicht frei nachgehen oder öffentlich Stellung nehmen können.

Wir betonen die unbedingte Notwendigkeit, Antisemitismus, Rassismus, und Islamophobie in Deutschland und weltweit zu bekämpfen. Dies lässt sich jedoch nicht durch die Überwachung von Wissenschaftler:innen, ihrer wissenschaftlichen Arbeit und ihrer persönlichen Stellungnahmen erreichen, wie es nun in mehreren Fällen aus Deutschland, Österreich, und der Schweiz an uns herangetragen wurde. Wir beobachten mit Sorge, wie insbesondere Wissenschaftler:innen, die aus Diskussionskulturen im Ausland nach Deutschland kommen oder zeitlich befristete Stellen annehmen, um ihren Ruf fürchten müssen und sich in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt fühlen, wenn sie sich zum Israel/Palästina-Konflikt äußern. Auseinandersetzungen um den Israel/Palästina-Konflikt lassen sich nicht ausschließlich mit den Mitteln der Antisemitismustheorie oder -kritik einordnen. Es ist notwendig und legitim, historisch gewachsene, politische, religiöse, kulturelle, ökonomische, ethnische und nationalistische Konfliktdimensionen mit in den Blick zu nehmen und zu diskutieren. Die Ausgrenzung von Wissenschaftler:innen, die ihre im Grundgesetz verankerte Wissenschafts- und Meinungsfreiheit wahrnehmen, darf kein Mittel der Auseinandersetzung sein; vielmehr werden dadurch notwendige Debatten verhindert.

Angesichts von Terror, Krieg und Zerstörung in Israel/Palästina und unermesslichem Leid auf allen Seiten beobachten wir eine Zuspitzung von Stellungnahmen und öffentlichen Positionierungen. Dies betrifft in besonderem Maße international meinungsstark geführte Debatten auf Social-Media-Plattformen wie etwa Facebook und X (vormals Twitter). Diese Zuspitzungen können problematisch werden, wenn sie komplexe Diskussionen auf wenige Zeichen reduzieren und für verkürzende und tendenziöse Angriffe instrumentalisiert werden. Zunehmend formen plakative Beurteilungen gesellschaftlich komplexer Konfliktdynamiken und undifferenziert erhobene Vorwürfe von Antisemitismus den demokratischen Diskurs in der Öffentlichkeit und führen zu Gesprächsabbrüchen. Zu den Kernaufgaben von Universitäten, Forschungseinrichtungen und Kulturinstitutionen muss es gehören, schwierige Diskussionen in stark polarisierten gesellschaftlichen Momenten zu ermöglichen. Mit diesen Aufgaben verbunden ist die Verantwortung, sich gegen alle Formen von Antisemitismus, Rassismus und Islamophobie zu stellen, denn diese zerstören die Grundlagen demokratischen Zusammenlebens und Zusammenarbeitens. Wenn es Universitäten und Forschungseinrichtungen nicht gelingt, Diskussionsräume aufrechtzuerhalten und vorschnellen Verurteilungen etwas entgegenzusetzen, tragen sie dazu bei, das Vertrauen in demokratische Öffentlichkeiten zu beschädigen und spielen extremistischem Populismus in die Hände.

Wir sind tief besorgt über die Angriffe, denen renommierte und international angesehene Intellektuelle wie Masha Gessen und Ghassan Hage in Deutschland ausgesetzt sind. Als Sozial- und Kulturanthropolog:innen sind wir davon überzeugt, dass die akademische und zivilgesellschaftliche Debatte in Deutschland unterschiedliche Formen der Kooperation, der Diskussion und des Dissenses benötigt, um einen beständigen Perspektivwechsel zu ermöglichen und epistemische wie politische Gewissheiten herausfordern zu können. Wir rufen dazu auf, Universitäten und Forschungsinstitutionen als Diskussions- und Begegnungsräume zu erhalten, in denen Pluralität und Widerspruch willkommen sind und unterschiedliche, an Verständnis orientierte und sorgfältig begründete Standpunkte und Perspektiven entwickelt und kritisiert werden, um voneinander zu lernen.

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Positionspapier zu Mittelbau und WissZeitVG

Der Vorstand unterstützt das Positionspapier des akademischen Mittelbaus zur Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes, welches von der AG “Public Anthropology” und der Statusgruppe der „Nicht-professoralen Forschung und Lehre“ der DGEKW erstellt wurde. Hintergund ist die geplante Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG), das die Befristungspraxis für Promotionen und die Post-Doc-Phase regelt. Problematisch bleibt weiterhin, dass es abseits der Professur kaum Stellenprofile gibt, die Planbarkeit und Sicherheit versprechen.

Das Thema beschäftigt den Vorstand bereits seit 2021. Es wurden mehrere Protestschreiben an Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger verfasst und unterzeichnet. Siehe u.a. eine Meldung hier vom Juni 2022.

 

NEU: Die ZfE|JSCA ab jetzt im Open Access

NEU: Die ZfE|JSCA ab jetzt im Open Access

ZfE|JSCA 148 (2023) Issue 1+2

Ab jetzt ist die Zeitschrift für Ethnologie|Journal of Social and Cultural Anthropology im Open-Access-Format online – Sie finden die beiden aktuellen Ausgaben von 2023 unter:

https://zfejsca.org/ojs/index.php/jsca/index

Wir danken an dieser Stelle der DFG für die Unterstützung durch die Förderung des Projektes “EthnOA – Open Access in den ethnologischen Fächern”, dem FID Sozial-und Kulturanthropologie, der Universitätsbibliothek Tübingen und unserem langjährigen Partner, dem Reimer Verlag und seinen Mitarbeiter*innen.

Mit besten Grüßen auch im Namen der Redaktion, Gabi Alex und Alexis von Poser

Stellungnahme des Vorstands zu Israel/Palästina

17.11.23

Stellungnahme des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie zu Terror und Gewalt in Israel/Palästina und den polarisierenden Debatten in Deutschland

Als Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie stehen wir solidarisch mit den Menschen in Israel und aus aller Welt, die um ihre von der Hamas brutal ermordeten Angehörigen und Freund:innen trauern und um die verschleppten Geiseln fürchten. Unsere anhaltende Sorge gilt allen zivilen Opfern im Gazastreifen und den Menschen, die, aus ihren Häusern vertrieben, inmitten von Kampfhandlungen um ihr Leben fürchten müssen. Wir stehen an der Seite aller Menschen in Israel und Palästina, die in täglicher Angst vor Raketen, Bomben und Gewalt leben müssen und Angehörige verloren haben.

Als Sozial- und Kulturanthropolog:innen arbeiten wir grenzüberschreitend mit Menschen in ihren vielfältigen kulturellen, religiösen, sozialen und politischen Bezügen. Wir unterstützen alle Menschen, die sich für die Einhaltung von Menschen- und Völkerrecht einsetzen und Kriegsverbrechen verurteilen. Wir beobachten, dass Terror und Gewalt gegen Zivilbevölkerungen noch nie einen Konflikt gelöst haben, sondern zu einer Verhärtung von Feindschaften führen.

Mit großer Sorge nehmen wir eine zunehmende Polarisierung der gesellschaftlichen Diskussion in Deutschland wahr, die elementare Formen des Zuhörens und der Differenzierung erschwert. Antisemitismus und Rassismus haben auch in der Geschichte unserer Disziplin größten Schaden angerichtet und Menschenleben zerstört. Wir treten deshalb allen Formen von Diskriminierung und Ausgrenzung aufgrund von religiöser, ethnischer, sprachlicher oder kultureller Zugehörigkeit entschieden entgegen. Wir stehen in tief empfundener Solidarität mit allen jüdischen Menschen, die angesichts eines immer stärker zu Tage tretenden Antisemitismus in Deutschland und weltweit verunsichert und verängstigt sind. Wir sind alarmiert, wenn in Deutschland und Europa gesellschaftliche Gruppen in Medien und politischen Debatten unter Generalverdacht gestellt werden und antimuslimischer Rassismus in öffentlichen Diskursen sichtbar wird. Wir verstehen Migration und Pluralität als Bereicherung unserer Gesellschaft und unterstützten die Berliner Erklärung in Verteidigung der Migrationsgesellschaft.

Sozial- und kulturanthropologische Forschung besteht im Aufbau von Kooperationen, die einen beständigen Perspektivwechsel aller Beteiligten erfordern. Auch unsere internationalen Studierenden und Kolleg:innen sind jedoch zunehmend darüber verunsichert, ob und in wie weit an deutschen Universitäten und Kultureinrichtungen noch ein freier Austausch von Argumenten möglich ist. Wir stehen deswegen nachdrücklich für die Notwendigkeit von Kontextualisierung und Differenzierung in der wissenschaftlichen Arbeit und zivilgesellschaftlichen Debatte ein. Wir rufen dazu auf, Diskussions- und Begegnungsräume zu schaffen, in denen Pluralität und Widerspruch willkommen sind und unterschiedliche, an Verständnis orientierte und sorgfältig begründete Standpunkte und Perspektiven Platz finden. Als Vorstand der Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie bekennen wir uns zur demokratischen, postmigrantischen Gesellschaft in Deutschland, in der Menschen aller Zugehörigkeiten angstfrei und friedlich zusammenleben, zusammen diskutieren und zusammenarbeiten können.

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